Predigt

Österliche Begegnung

Heraus aus den Grübelkreisen

PredigttextLukas 24,13-35
Kirche / Ort:Hamburg
Datum:06.04.2015
Kirchenjahr:Ostermontag
Autor:Pastor Christoph Kühne

Predigttext: Lukas 24,13-35 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)

13 Und siehe zwei von ihnen waren am selben Tage unterwegs in ein Dorf, das sechzig Stadien von Jerusalem entfernt lag, mit Namen Emma-us. 14 Und sie unterhielten sich miteinander über dieses alles, das sich zugetragen hatte. 15 Und es geschah, während sie sich unterhielten und sich aussprachen, da nahte er, Jesus, sich und ging mit ihnen. 16 Aber ihre Augen wurden festgehalten, sodass sie ihn nicht erkannten. 17 Er ‹richtete sich› an sie und sagte:„Was sind das für Worte, die ihr im Gehen einander zuwerft, und was blickt ihr so kummervoll drein?“ 18 Der eine, dessen Name Kleopas war, antwortete:„Du allein hältst dich ‹als Gast› in Jerusalem auf“, sagte er zu ihm,„und nahmst nicht die Dinge zur Kenntnis, die in diesen Tagen darin geschahen?“ 19 Und er sagte zu ihnen:„Welche?“ Sie sagten ihm:„Die um Jesus, den Nazarener, der ein Prophet wurde, ein Mann mächtig in Tat und Wort vor Gott und dem ganzen Volk, 20 und wie ihn sowohl unsere Hohen Priester als auch unsere Obersten zum Todesurteil auslieferten und ihn kreuzigten. 21 Aber wir waren in der Hoffnung: Der ist es, der im Begriff ist, Israel zu erlösen. Jedoch zu allem diesem verbringt man indessen heute den dritten Tag, seit dieses geschah. 22 Zudem noch versetzten uns einige Frauen von uns in Staunen, die früh am Morgen zum Grab kamen 23 und, als sie seinen Leib nicht fanden, kamen und sagten, sie hätten auch ein Gesicht von himmlischen Boten gesehen, die sagten, er lebe. 24 Und einige von denen bei uns gingen weg zum Grab und fanden es so, wie auch die Frauen sagten. Ihn selbst aber sahen sie nicht.“ 25 Und er sagte ihnen:„O Unverständige und im Herzen Träge, zu glauben auf Grund von allem, was die Propheten redeten! 26 Musste nicht der Gesalbte* dieses leiden und eingehen zu seiner Herrlichkeit?“ 27 Und er fing an von Mose und von allen Propheten und legte ihnen in allen Schriften dar das, was ihn selbst betraf. 28 Und sie nahten sich dem Dorf, wohin sie unterwegs waren. Und er tat, als wolle er weiterziehen. 29 Und sie drangen auf ihn ein:„Bleibe bei uns,“ sagten sie,„weil es gegen Abend ist, und der Tag hat sich geneigt.“ Und er ging hinein, um zusammen mit ihnen zu bleiben. 30 Und es geschah, als er sich mit ihnen zu Tisch gelegt hatte: Er nahm das Brot, lobte, brach und reichte ihnen. 31 Da wurden ihnen die Augen aufgetan, und sie erkannten ihn. Und er wurde unsichtbar vor ihnen. 32 Und sie sagten zueinander:„Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete auf dem Wege und als er uns die Schriften auftat?“ 33 Und sie standen zur selben Stunde auf und kehrten nach Jerusalem zurück. Und sie fanden die Elf und die bei ihnen versammelt, 34 die sagten:„Der Herr wurde wirklich erweckt! Und er erschien dem Simon!“ 35 Und sie erzählten das, was auf dem Wege geschehen war und wie er von ihnen erkannt worden war beim Brechen des Brotes.

Gedanken beim ersten Lesen des Predigttextes

Die „Emmausjünger“ sind für mich ein Text von großer Tiefe. Es ist eine lukanische Deutung von Jesus. Sie wird detailliert und ausführlich, farbig und gewinnend erzählt. In dieser Art einzigartig im Neuen Testament. Der Kanon „Herr bleibe bei uns, / denn es will Abend werden, / und der Tag hat sich geneigt“ gibt die Atmosphäre dieser Geschichte m.E. gut wieder.

Interessantes zum griechischen Text

Die Geschichte ist von mehreren Varianten, insbesondere Codex Bezae (aus dem 5./6. Jh.) bearbeitet worden, was im Folgenden dargelegt wird: V 13 Der Autor legt Wert auf eine exakte Entfernungsangabe. Dabei bieten einige Varianten für die Entfernung Jerusalem - Emmaus (Var.: Oulammaous) statt 60 Stadien 160 an, also entweder ca. 12km oder 30km. V 17 bleiben die Jünger verwirrt und irritiert stehen. Cod. D betont die Aktivität Jesu. V 19 Nach Cod. D führt Jesus selber zu seiner „Erklärung“ hin; auch hier bleiben die Jünger passiv. V 21 Hier verlegt Cod. D die Hoffnung der Jünger in die Vergangenheit. V 22 Waren es Frauen aus dem Jüngerkreis, die sie mit der Osternachricht erschreckt haben? So Cod. D V 24 Cod. D und andere Zeugen betonen, dass nur die Frauen (aus dem Jüngerkreis?) das leere Grab gesehen hätten. V 25 Hier betont Cod. D die Unfähigkeit der Jünger, die Propheten richtig auszulegen; Marcion spricht hier nicht von den Aussagen der Propheten, sondern von Jesu Worten zu Lebzeiten. V 30 weist mit dem Artikel (das Brot) auf die Eucharistie hin; Cod. D spricht von einem „einfachen“ Abendbrot. V 31 Origines und später auch Cod. D betonen die Berührung und Annahme des Brotes, was zur Erkenntnis des Auferstandenen geführt habe. V 33 lassen Cod. D und andere die Jünger „betrübt“ aufstehen und nach Jerusalem eilen. V 35 wird noch einmal das konkrete Brechen des Brotes durch Jesus erwähnt, das zu seiner Erkenntnis geführt habe

Texte und Lieder

"Christ ist erstanden" EG 99 "Jesus lebt, mit ihm auch ich" EG 115 "Wir wollen alle fröhlich sein" EG 100

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